Ballack sagt ab: Deutschland vs. Brasilien ohne Capitano!

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Es hat sich ausgeballackt!
Bild: adifansnet / Flickr CC BY-SA 2.0

Der (Ex-)Capitano hat entschieden. Nachdem Michael Ballack diese Woche von Bundestrainer Jogi Löw auf eine eher unfeine Art aussortiert wurde, meldet sich jetzt der langjährige Kapitän selbst zu Wort. Er spricht von Scheinheiligkeit und Farce. Auf das Abschiedsspiel im August gegen Brasilien verzichtet Ballack.

Der 34-Jährige Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen, der für die deutsche Nationalmannschaft 98 Mal aufs Feld lief und dabei 42 Tore machte, erhebt nach seiner Ausbootung schwere Vorwürfe gegen Löw. Letzterer hatte Ballack nach über einem Jahr ohne Nominierung sein Ende in der Nationalmannschaft offenbart. Aufgrund einer Fußverletzung musste Ballack die Teilnahme an der WM 2010 in Südafrika absagen. Danach hatte er nie wieder die Chance sich in einem Länderspiel zu beweisen, blieb aber dennoch Kapitän der deutschen Nationalelf. Grund für sein Aus sei laut Löw der Fakt, dass viele junge Spieler in den Blickpunkt gerückt seien und gute Perspektiven besäßen. Deshalb habe man „im Interesse aller“ nun eine ehrliche und klare Entscheidung getroffen. Weiter fügte Löw in seiner Erklärung hinzu: „In unseren Gesprächen hatte ich den Eindruck, dass Michael durchaus Verständnis für unsere Sichtweise hat.“

Ballack: „An Scheinheilligkeit nicht zu überbieten“

Michael Ballack ist aufgebracht über den Umgang mit ihm: „Form und Inhalt der Mitteilung sind leider bezeichnend dafür, wie sich der Bundestrainer mir gegenüber seit meiner schweren Verletzung im Sommer letzten Jahres verhalten hat. Ein längst vereinbartes Freundschaftsspiel jetzt als Abschied zu deklarieren, ist aus meiner Sicht eine Farce. Ich weiß, dass ich meinen Fans dieses Spiel eigentlich schuldig bin, aber ich kann dieses Angebot nicht annehmen.“

Laut Ballack soll es nicht einmal zu einem persönlichen Gespräch gekommen sein. Vielmehr habe er die Nachricht über seinen Abschied aus der Nationalelf einer Pressemitteilung des DFB entnommen: „Wenn jetzt so getan wird, als sei man mit mir und meiner Rolle jederzeit offen und ehrlich umgegangen, ist das an Scheinheiligkeit nicht mehr zu überbieten“, ließ Ballack enttäuscht und überrascht verlauten.

Niersbach: „Angebot des Abschiedsspiels total ehrlich gemeint“

DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach zeigt für Michaels Reaktion kein Verständnis. Laut seiner Aussage stand der Bundestrainer seit Ende März „ständig mit ihm in Kontakt und hat in aller Offenheit ihm ihm über seine sportliche Situation geredet, weil er das verdient hat.“ Das Angebot eines Abschiedsspiels hätten „alle, besonders Joachim Löw, total ehrlich gemeint.“

Laut Niersbach soll Löw bereits am 30. März mit Ballack gesprochen und seine Entscheidung mitgeteilt haben: „Es wurde gemeinsam – ich betone: gemeinsam – vereinbart, zunächst Stillschweigen zu bewahren, Michael auch Zeit zu geben, nochmals in aller Ruhe nachzudenken, um dann in einem abschließenden Gespräch mit Joachim Löw festzulegen, wie die Entscheidung letztlich kommuniziert werden sollte“, sagte der Generalsekretär. Weiter, führt er aus, hätte der DFB Ballack sogar angeboten, neben dem Brasilienspiel auch gegen Uruguay aufzulaufen, damit er auf die 100 Länderspiele kommt. Das hätte der Mittelfeldspieler jedoch abglehnt, da ihm Zahlen nicht so wichtig seien.

Update: Ballack bestreitet das jedoch: „Ich finde es schade, jetzt erneut Aussagen lesen zu müssen, die nicht der Wahrheit entsprechen und auf die ich reagieren muss.“ So habe man ihm nie mitgeteilt, dass er außen vor sei: „Wenn der Bundestrainer Wolfgang Niersbach erzählt haben sollte, er habe bei unserem Gespräch am 30. März zu mir gesagt: ‚Micha, das war’s für dich und lass das jetzt mal sacken‘, oder ‚Ich plane nicht mehr mit dir‘, dann ist das schlichtweg nicht wahr. Das genaue Gegenteil war der Fall.“ Löw habe ihm vielmehr den Eindruck vermittelt, dass er ihn nach seinen Verletzungen „wieder auf einem guten Weg sieht und durchaus daran glaubt, dass ich es in jedem Fall noch einmal schaffen kann, in die Nationalmannschaft zurückzukehren; dass ich ein Kämpfertyp sei. Er hat mich motiviert und aufgefordert, nicht hinzuschmeißen.“ In diesem Zusammenhang spricht Ballack von einer „seit letztem Sommer andauerende Hinhaltetaktik des Bundestrainers“, bis im Mai bei ihm endgültig der Entschluss gereift sei, zurückzutreten.

Weiter wirft Ballack dem DFB vor, sich mit der Veröffentlichung der Pressemitteilung nicht an Absprachen gehalten zu haben: „Es war klar und unmissverständlich von beiden Seiten vereinbart, dass ich meine Entscheidung, zurückzutreten, in Ruhe in der Sommerpause selbst verkünden darf.“

Wer die Wahrheit spricht, ist schwer nachzuvollziehen. Wahrscheinlich liegt sie irgendwo in der Mitte. Laut Löw habe er Michael die Chance lassen wollen, selbst zurückzutreten. Laut Ballack habe Löw nicht die Eier gehabt, ihm früher und persönlich seine Entscheidung mitzuteilen. Bei Ballacks Aussagen spielt sicher seine gekränkte Eitelkeit eine große Rolle. Doch auch er muss akzeptieren, dass irgendwann einmal Schluss ist, wenn andere besser sind, auch wenn der große Titel oder das 100 Länderspiel noch fehlt. Das heißt jedoch nicht, dass wir Löws Verhalten korrekt finden. Der Bundestrainer hätte seine offensichtlichen Planungen schon vor vielen Monaten offiziell machen müssen, anstatt Monate lang rumzueiern und Ballack hinzuhalten. Vielleicht hätte ein bisschen mehr Kommunikation den beiden ganz gut getan, um die Fronten zu klären und mögliche Missverständnisse zu vermeiden.

Schade, nun gibt es also kein Abschiedsspiel für Ballack, außer er lenkt noch ein und stellt seinen verletzten Stolz hinter seine Fans, die ihn gerne noch einmal als Kapitän auflaufen sehen würden. Wer jetzt trotzdem Tickets für das Freundschaftsspiel Deutschland vs. Brasilien sucht, wird hier fündig:

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5 comments… add one
  • meine fresse Link Reply

    das ist unerhört was der löw da mit dem ballack macht. Der ewige zweite wird somit auch als zweiter, als streitiger zweiter aus seiner nationalmannschaftskarriere aussteigen.
    Ballack sollte aufhören mit fussball und golf anfangen.

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