Beckenbauer-Sperre: FIFA sperrt Kaiser für 90 Tage wegen Ethikverstoß

Die FIFA spielt den Moralapostel. Ausgerechnet die FIFA. Jetzt wurde Franz Beckenbauer von der Ethikkommission des Fußball-Weltverbands zu einer 90-tägigen Sperre wegen „ethischer Vergehen“ belegt. Das bedeutet, dass der Kaiser die nächsten 3 Monate keinerlei nationale oder internationale Tätigkeiten im Zusammenhang mit dem Fußball nachkommen darf. Was war passiert?

Franz Beckenbauer war von Januar 2007 bis Juni 2011 Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees. In dieser Funktion hat er auch über die Vergabe der Fußball WM 2018 und 2022 abgestimmt. Beide Weltmeisterschaften wurden zeitgleich am 2. Dezember 2010 vergeben. In diesem Zusammenhang soll der 68-Jährige laut dem Vorsitzenden der Untersuchungskammer, Michael J. Garcia, den Ethikkodex der FIFA verletzt haben. Die Ethikkommission untersucht derzeit die umstrittene Vergabe der WM 2022 nach Katar, bei der offensichtlich Bestechungsgelder und andere Gefälligkeiten verteilt wurden. Der genaue Grund für die Sperre soll die wiederholte Verweigerung Beckenbauers gewesen sein, mit dem Chefermittler zu kooperieren und eine Aussage in dieser Angelegenheit zu machen. Nach einem ersten Brief soll Garcia eine zweite Aufforderung an Beckenbauer in deutlicheren Worten versendet haben, auf die er aber ebenfalls nicht reagierte.

Beckenbauer: „Für das Thema Korruption der falsche Ansprechpartner“

Beckenbauer rechtfertigte sich, dass er lediglich einen Fragebogen in „Juristen-Englisch“ erhalten und diesen bei einer so komplizierten Materie nicht vollständig verstanden habe. „Deshalb habe ich darum gebeten, dass man sich trifft und die Sache auf Deutsch bespricht. Das wurde offenbar nicht gewünscht. Darauf war meine Reaktion: Dann eben nicht. Abgesehen davon kann ich zur Aufklärung auch nichts beitragen.“

Der Weltverband geht laut Erklärung aufgrund der Aussageverweigerung davon aus, dass es zu einem Vergehen gegen das Ethikreglement gekommen ist. Beckenbauer sei wiederholt angefragt worden, persönlich oder schriftlich auf Englisch oder Deutsch Informationen zu liefern.

Der Weltmeistertrainer von 1990 ist sich dagegen keinerlei Schuld bewusst. Weder im Zusammenhang mit seinem Wahlverhalten bei der kontroversen Doppelvergabe, noch aufgrund seiner Nichtaussage.

„Ehrlich gesagt, ich verstehe die Aufregung nicht. Ich habe bei der FIFA nur noch einen Berater-Status, bin also kein Kommissionsmitglied mehr und somit nicht verpflichtet, mit Herrn Garcia zu reden“, sagte er der Bild-Zeitung.

Und weiter: „Ich habe oft genug erklärt, dass ich für das Thema Korruption der falsche Ansprechpartner bin. Es gibt immer noch ein Wahlgeheimnis, das gilt auch für mich“, betonte Beckenbauer.“ Laut seinen Aussagen habe er sich jedoch an den Empfehlungen des Deutschen Fußball-Bundes orientiert, der gegen eine Ausrichtung Katars für die WM 2022 war.

Natürlich macht Beckenbauer es sich hier sehr einfach. Es mutet schon komisch an, dass er in der Sache absolut nicht aussagen will. Ob jetzt aus Selbstschutz oder aus Trotz oder Arroganz („ich habe ja nichts getan, was also wollen die von mir“), sei mal dahingestellt. Wenn er nichts zu verbergen hat, soll er doch bitte seine volle Unterstützung anbieten, die Sache aufzuklären. Schließlich geht es nicht nur um ihn, sondern auch um die 21 anderen damaligen Mitglieder des Exekutivkomitees. Es geht darum, Korruption zu bekämpfen bzw. sie einzudämmen. Also eigentlich eine gute Sache, selbst wenn die Untersuchungen der FIFA irgendwie nach Doppelmoral und Scheinheiligkeit stinken. Beckenbauers Weigerungshaltung hilft jedoch keinem weiter. Weder ihm, noch der FIFA, noch dem Fußball. Insofern finde ich die Entscheidung der Ethikkommission nur richtig und konsequent.

Bildquelle: Ralf Roletschek (CC BY 3.0)

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  • HBre Link Reply

    Sehr witzig! Der Kaiser spricht kein Englisch und Korruption spielt in der FIFA keine Rolle. Und wir glauben noch an den Weihnachtsmann und den Osterhasen?

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