Deutschlands Gegner Frankreich im Check – Adieu, les Bleus?

Zum ersten Mal seit den Halbfinals 1982 und 1986 kreuzen Deutschland und Frankreich bei einer WM wieder die Klingen. Wo liegen die Stärken der Equipe Tricolore, wo die Schwächen? Was sind die Besonderheiten des Spiels? Der Teamcheck gibt Aufschluss.

Das bisherige Turnier

In der eher einfachen Gruppe E hat sich Frankreich keine Blöße gegeben. Das 3:0 gegen den schwächsten Gegner Honduras war ein lockerer Aufgalopp. Beim 5:2 gegen die Schweiz spielte das Team gegen einen allerdings auch desolaten Gegner phasenweise wie im Rausch. Das 0:0 gegen Ecuador war nach den beiden Siegen zuvor bedeutungslos. Im Achtelfinale gegen Afrikameister Nigeria (2:0) war Frankreich nach der Pause drückend überlegen, benötigte aber bis zur 79. Minute, ehe Paul Pogba zum erlösenden 1:0 traf.

Die Stärken

Die Ausgeglichenheit im Kader. Es gibt keinen wirklich schwachen Mannschaftsteil. Kapitän Hugo Lloris ist ein Klassekeeper, die Viererkette um die talentierten Innenverteidiger Raphael Varane (21) und Mamadou Sakho (24) stand bislang sehr solide. Das Dreiermittelfeld um die robusten Paul Pogba und Blaise Matuidi sowie den Strategen Johan Cabaye bietet eine starke Mischung. Der Dreierangriff mit dem jungen Antoine Griezmann und Mathieu Valbuna sowie dem bislang viermal erfolgreichen Karim Benzema im Zentrum ist einer der besten der bisherigen WM.

Die Schwächen

Früher war der (fehlende) Charakter der französischen Mannschaft immer ein großer Risikofaktor, siehe beim Desaster 2010 inklusive Meuterei gegen den Trainer. Die Truppe von 2014 scheint an einem Strang zu ziehen. Auch fußballerisch hat sich das verletzungsbedingte Fehlen von Superstar Franck Ribéry bislang nicht negativ ausgewirkt. Schwächen bestehen allenfalls in der Unerfahrenheit im Abwehrzentrum sowie in der fehlenden Breite auf der Bank. Hier ist Deutschland klar im Vorteil.

Der Trainer

Als Kapitän hat Didier Deschamps mit Frankreich die WM 1998 und die EM 2000 gewonnen. Seit 2012 als Nationaltrainer im Amt, hat der als Disziplinfanatiker bekannte frühere Sechser nun bereits für das beste Abschneiden bei einem großen Turnier 2006 gesorgt. Damals wurde Frankreich angeführt vom großen Zinédine Zidane WM-Zweiter.

Die Vorgeschichte

Der Rammstoß von Toni Schumacher gegen Patrick Battiston im WM-Halbfinale von Sevilla 1982 wird wohl auf ewig untrennbar mit der Paarung Deutschland – Frankreich verbunden sein. In Frankreich umso mehr wie hierzulande, wie man in den letzten Tagen der Presse auf der anderen Seite des Rheins entnehmen konnte. Darin forderten die im Elfmeterschießen geschlagenen Protagonisten von einst “Rache”, einzelne Medien holten auch wieder die Geschichte vom “Schlächter von Sevilla” aus der Mottenkiste. Schumacher selbst glaubt nicht, dass die Historie Einfluss auf das Spiel haben wird: “Die Spieler, die am Freitag auf dem Platz stehen werden, waren doch 1982 noch gar nicht geboren!” Angesichts dieser dominanten Geschichte gerät fast in Vergessenheit, dass Frankreich auch 1986 trotz besseren Spiels in der Vorschlussrunde an Deutschland scheiterte (0:2).

Prognose

Durch den Zittersieg gegen Algerien hat sich Deutschland nicht gerade in die Favoritenrolle für das Spiel gebracht. Eine erneute Leistung wie in der ersten Hälfte dürfte gegen Frankreich das Aus bedeuten. Die Equipe Tricolore kommt der DFB-Elf aber auch entgegen, weil sie selbst gern das Spiel macht. Es dürfte eine offene, enge Partie werden. Neuer wird es richten: 1:0 – nach 90 Minuten oder nach Verlängerung.

Originalartikel zuerst erschienen auf www.aktives-abseits.de.

Bild: korobokkuru (CC BY 2.0)

1 comment… add one

Leave a Comment