3 Jahre vor der WM 2014: Wie laufen die Vorbereitungen?

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Brasilen Flagge
Bild: Patricia Oliveira, CC BY 2.0

Heute in 3 Jahren findet das WM 2014 Finale statt. Welche Teams dabei aufeinandertreffen, steht noch in den Sternen. Klar aber ist, dass das Finale im berühmten Maracanã Stadion in Rio de Janeiro ausgetragen wird.

Wie weit aber ist Brasilien 3 Jahre vor dem Mega-Event eigentlich mit den WM-Vorbereitungen? Dieser Artikel soll einen Überblick geben:

Das Eröffnungsspiel könnte etnweder in São Paulo, Brasília, Belo Horizonte oder Salvador ausgetragen werden. Hierüber hat die FIFA noch keine Entscheidung getroffen. Brasilien hat also noch etwas mehr als 1000 Tage, um die Stadien fertig zu bauen, die Infrastruktur an Flughäfen und im öffentlichen Personennahverkehr zu verbessern und Hotels für die zahlreichen internationalen Gäste, Fans, Medienberichterstatter und Fußballer zu errichten.

Die Entscheidung, dass Brasilien die WM 2014 ausrichtet wurde vor exakt 1.292 Tagen am 30.10.2007 getroffen. Seitdem ist viel Zeit tatenlos verstrichen, was vor allem verwaltungstechnischen Problemen, Streitigkeiten mit den Inspektorengruppen sowie Schwierigkeiten bei der Finanzierung und damit einhergehender Planungsunsicherheit geschuldet waren.

Doch wo steht Brasilien heute, knapp 3 Jahre vor Beginn der WM 2014?

Das Webportal copa2014.org hat kürzlich den Status Quo der Fortschritte in jeder einzelnen WM-Stadt eingehend untersucht. Die Ergebnisse sollen im Folgenden präsentiert werden:

So berichten die Journalisten, dass die Bauarbeiten in den Stadien bereits auf Hochtouren laufen. Davon ausgenommen sind São Paulo, wo bisher nur das Land platt gemacht wurde, auf dem das künftige Itaquerão Stadion stehen wird sowie auf dem Gebiet der Dunas Arena in Natal, wo bisher die Schaufeln und Bagger noch komplett ruhen.

Die größten Probleme bestehen nach Ansicht der Copa 2014 Journalisten jedoch nicht im Stadionbau, sondern im Ausbau der Transportsysteme und Flughäfen. Gerade dies markiert jedoch einen kritischen Punkt in der WM-Vorbereitung, schließlich wollen die Fanmassen auch alle rechtzeitig und sicher von A nach B kommen.

WM 2014 Stadien

Der brasilianische Fußballverband CBF veranschlagte 2007 in der später erfolgreichen Bewerbung Brasiliens als Gastgeberland der WM 2014 allein für den Stadien Neu- oder Umbau ein Budget in Höhe von 1,1 Milliarden US-Dollar.

Doch diese Kosten sind nach der Auswahl der 12 WM-Städte um ein Vielfaches in die Höhe geschnellt und belaufen sich aktuell auf etwa 4,3 Milliarden US-Dollar. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Aufwendungen weiter steigen, da viele Bauverträge Komponenten wie Sitzplätze, Flutlichter oder das Spielfeld überhaupt nicht inkludieren.

Neben dem Anstieg der Unkosten um 348 % hat sich auch das Finanzierungsmodel für viele Stadien geändert. Einzig Curitiba, Pôrto Alegre und São Paulo werden (zum Teil) durch private Hand finanziert, während für die anderen Stadien der Staat aufkommen muss. Bisher konnte sich noch kein Stadion für ein Darlehen der „Nationale Bank der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung“ (Banco Nacional de Desenvolvimento Econômico e Social – BNDES) qualifizieren.

Von den Finanzierungsproblemen abgesehen, schreitet die Arbeit an den Stadien nur langsam voran.

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Maracanã Stadion im Umbau
Foto: Rodrigo_Soldon, Flickr CC BY-ND 2.0

Städtische Mobilität

Im Vergleich zu den Stadien kommt den Projekten für den Ausbau des urbanen Mobilitätssystems aktuell nicht die Bedeutung zu, die sie verdienen. Aus diesem Grund liegen diese Projekte auch noch mehr in der Zeitplanung zurück, als die großen Arenen.

Insgesamt stehen für die Fußball WM in Brasilien 50 verschiedene Mobilitäts-Projekte zum Ausbau und der Verbesserung des Transportwesens auf dem Plan, um die schnelle und reibungslose Steuerung von Besucherströmen zwischen den Gastgeberstädten sowie innerhalb dieser zu garantieren. Doch bisher wurden lediglich zwei Projekte in Angriff genommen. Insgesamt belaufen sich die Investitionen für Mobilitäts-Projekte auf etwa 7,5 Milliarden US-Dollar.

Laut einer Studie der brasilianischen Bundesregierung befinden sich 58 % der Projekte für den Ausbau des regionalen sowie städtischen Bahnsystems, des Schnellbusverkehrs und des Fernverkehrtransports im Verzug. Die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff reagierte auf die Verzögerungen, indem sie den Host-Cities androhte, besonders günstige Finanzierungsmodelle, die im Zuge der WM 2014 gewährt werden sollen, zu streichen, wenn bis Dezember nicht endlich etwas passiert.

Die Gastgeberstädte wiederum begründen den Rückstand unter anderem mit bürokratischen Hürden z.B. bei der Umsiedlung von Bewohnern. Im Zuge dessen wurden einige der veranschlagten Projekte bereits auf Eis gelegt, so z.B. in Manaus und Fortaleza, da man dort der Ansicht ist, dass diese für die WM 2014 doch nicht unbedingt gebraucht werden. In Cuiabá, Recife und Salvador steht noch eine Entscheidung darüber aus, ob man auf ein Schnellbus- oder Stadtbahnsystem zurückgreifen will. In São Paulo gibt es Diskussionen, weil die Stadt subventionierte Finanzierungsmodelle für ein WM-fernes Verkehrsprojekt einsetzen will.

Flughäfen zur WM 2014

Der Ausbau der Flughäfen wird oft als Archilles Ferse der brasilianischen WM 2014-Vorbereitung angesehen. Laut Investitionsplan stehen für die 13 WM-Flughäfen Summen in Höhe von 3,3 Milliarden US-$ zur Verfügung. Von 24 Flughafen-Projekten sind aktuell nur fünf in Arbeit.

Eine Studie des Instituts für angewandte Wirtschaftsforschung (Instituto de Pesquisa Econômica Aplicada – IPEA) kommt zu dem Schluss, dass die Arbeiten auf neun Flughäfen nicht vor 2014 zum Abschluss kämen, was Brasilien international in die Bredouille bringen und zu großer Beschämung und Verlegenheit des südamerikanischen Landes führen dürfte.

Bis dahin will die Brasilianische Airport Gesellschaft (Infraero) temporäre Terminals an den Flughäfen in Brasília, Pôrto Alegre, Cuiabá, Campinas und Guarulhos installieren, um dem steigenden Fluggastaufkommen bis zur WM 2014 Herr zu werden.

Die Vorbereitungen in den zwölf WM-Städten im Überblick

Aktuelle Bilder der WM-Stadien zeigt diese Gallerie bei fifa.com (Bilder vom Juni 2011).

Belo Horizonte:

  • Mineirão Stadion: Arbeiten haben begonnen, hinken aber Zeitplan hinterher
  • Transport: Mehrere Planänderungen haben bereits 2010 und 2011 zu Verspätungen geführt
  • Flughafen: Modernisierung des Terminals wurde ausgeschrieben

Brasília:

  • National Stadion: Vertrag mit Baufirma steht aufgrund finanzieller Engpässe auf der Kippe
  • Transport: Stadtbahn-Projekt ist 2009 gestartet, liegt derzeit aufgrund Finanzierungsprobleme still
  • Flughafen: Bauarbeiten sollten im August 2012 beginnen

Cuiabá:

  • Patanal Arena: 7 Monate im Verzug; wurde bereits als Gastgeber des Confed Cup 2013 ausgeschlossen
  • Transport: Entscheidung ob für Cuiabá ein Bus- oder Stadtbahnsystem eingesetzt werden soll, steht noch aus. Gebietsenteignungen müssen erst noch eingeleitet werden
  • Flughafen: Start der Modernisierung des Terminals und der umliegenden Infrastruktur für März 2012 geplant

Curitiba:

  • Baixada Arena: veranschlagte Kosten sind bereits um bis zu 63 % gestiegen. Die Auswahl einer Baufirma steht aus
  • Transport: Regierung ist noch im Begriff, die Projekte zu prüfen, was zu Verspätungen bei der Ausschreibung führt
  • Flughafen: Ausschreibung für Bauprojekte ist im Gang

Fortaleza:

  • Castelão Stadion: Arbeiten haben erst kürzlich begonnen. Stadt wird daher doch nicht am Confed Cup teilnehmen, da Stadion bis Dezember 2012 nicht fertig wird.
  • Transport: Arbeiten am Ausbau der Bahnlinie, eines Bussystems und neuer Straßen wurden um mindestens neun Monate verschoben
  • Flughafen: Projekte wurden noch nicht ausgeschrieben

Manaus:

  • Amazônia Arena: als Confed Cup Gastgeber ausgeschlossen. Stadt streitet mit Baufirma über zu hohe Kosten
  • Transport: Ausbau des Bahn- und Busverkehrs wurde bisher nicht in Angriff genommen. Manaus denkt darüber nach, die Projekte einzustampfen
  • Flughafen: Ausschreibung für Modernisierung wurde im Mai rausgegeben

Natal:

  • Dunas Arena: Bauarbeiten haben noch nicht gestartet. Dieses Stadion liegt am weitesten im Zeitplan zurück
  • Transport: Ausbau und Sanierung der Hauptstraßen in Natal hat ein Jahr später als geplant begonnen
  • Flughafen: Projekt-Konsortium wird am 19. Juli gewählt

Pôrto Alegre:

  • Beira-Rio Stadion: Kosten sind schon um 93% gestiegen, nachdem Bauunternehmen beauftragt wurde
  • Transport: 90 % der geplanten Projekte wurden noch nicht vergeben
  • Bauprojekte werden derzeit ausgeschrieben

Recife:

  • Pernambuco Arena: rechtliche Streitigkeiten stellen Finanzierungsplan in Frage
  • Transport: Stadt steht noch vor Entscheidung, ob lieber ein Bahn- oder Bussystem eingeführt werden soll. Projekte sind schon fünf Monate im Rückstand
  • Flughafen: neuer Tower soll im Januar 2012 gebaut werden

Rio de Janeiro:

  • Maracanã Stadion: Das nötige Budget ist bereits um 41 % gestiegen, da das Stadion nun doch ein neues Stadiondach benötigt
  • Transport: Im Februar wurde der Bau des Transcarioca Busprojekts gestartet, fast ein Jahr nach dem geplanten Beginn
  • Flughafen: Terminal 1 befindet sich im Umbau

Salvador:

  • Fonte Nova Arena: Auch hier sind die Kosten bereits um 41 % gestiegen
  • Transport: Auch in Salvador steht die Entscheidung über das zu wählende Transportsystem (Busse oder Bahnen) noch aus. Dies führte bereits zu 9 Monaten Verspätung im Zeitplan
  • Flughafen: Modernisierung des Terminals soll im Juni 2012 starten

São Paulo:

  • Itaquerão Arena: Baugrube wurde bereits ausgehoben. Der Bau wird nach aktuellen Berechnungen um 52 % teurer als geplant. Die Finanzierung ist nicht gesichert
  • Transport: Die Stadt versucht einen Teil der Subventionen für ein Projekt aufzuwenden, das nicht im direkten Zusammenhang mit der WM 2014 steht
  • Flughafen: Guarulhos Airport: Ausschreibungen für Terminal 3 sollen im Dezember starten; Viracopos Airport: neues Terminal soll ab Juli gebaut werden.

Fazit: Der aktuelle Stand der Dinge verheißt nicht unbedingt gutes und liest sich extrem negativ. Es ist jedoch stark davon auszugehen, dass Brasilien (wie auch Südafrika zuvor) die Probleme überwinden wird und das Land 2014 ein tolles und erfolgreiches Fußballfest feiern kann. Der Zeitplan der FIFA sieht vor, dass die Stadien bis Dezember 2012 fertig sind. Schon im Sommer 2013 wird in einigen Fußball Arenen der Konföderationen-Pokal ausgetragen. Dass einige Stadien diesen Zeitplan nicht einhalten können, steht außer Frage. Bis zur WM 2014 werden jedoch alle WM-Stadien voll einsatzbereit sein. Im Bereich des Transports und der Mobilität werden dagegen wohl einige Projekte auf Eis gelegt und nur den wichtigsten wird absolute Priorität zukommen.

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