Deutschland bei der WM 2014: Wie stehen die Chancen?

Dass mit der Rolle des Favoriten nicht nur positive Aspekte verbunden sind, sondern ebenso immenser Druck und extrem hohe Erwartungen vonseiten der Medien und der breiten Öffentlichkeit, muss gerade eine der ganz großen Favoriten-Nationen erleben: Deutschland. Die letzten Weltmeisterschaftsturniere waren für die DFB-Elf von dieser Bürde geprägt und der Erfolg ist seit 1990 ausgeblieben.

In den Jahren 2006 und 2010 sind die Deutschen jeweils im Semifinale ausgeschieden. Damit kamen sie dem ersehnten Titel sehr nahe, doch letzten Endes, nicht nahe genug. Auch im Vorfeld der Weltmeisterschaft in Brasilien gilt Deutschland als einer der Favoriten und Anwärter auf den „Coup de Monde“ und zwar gleich hinter dem haushohen Favoriten und Gastgeber Brasilien und vor Titelverteidiger Spanien. Bedenkt man, dass Spanien die letzten WM und EM Turniere (EM 2008 und 2012 und WM 2010) gewonnen hat, signalisiert das großes Vertrauen und vor allem Zutrauen in die deutsche Mannschaft.

Deutschland zählt bei den WM-Quoten zu den Favoriten

Eine beeindruckende WM-Qualifikation und eine Menge herausragender Spieler aus Top-Vereinen auf dem Höhepunkt ihrer Karriere machten die deutsche Elf schnell zum heißen Anwärter für Brasilien. Auch andere Teamtrainer wie Luiz Felipe Scolari (Brasilien) und Vicente Del Bosque (Spanien) haben sich immer wieder in diese Richtung geäußert. Bereits im Jänner resümierte Brasiliens Coach, Deutschland sei auf jeden Fall ein Favorit auf den Titel bei der WM 2014. “Weil Joachim Löw richtig gute Arbeit abliefert. Er hat den Stil der Deutschen geändert und Technik mit Physis verbunden. Außerdem wird das Team 2014 noch reifer sein.”

Und auch die Worte von Del Bosque im April dieses Jahres sprechen eine klare Sprache: „Wie wir bei Bayern und Dortmund gesehen haben, zeigt das deutsche Spiel die traditionelle Fähigkeit zum Ballbesitz. Wenn sie diese Leistungen auf das Nationalteam übertragen können, gehören die Deutschen 2014 zu den großen Favoriten auf den WM-Titel“.

Deutschlands Gruppengegner in der Gruppe G mit Portugal, Ghana und USA dürften nicht das Problem sein. Portugal hat Cristiano Ronaldo. So weit, so gut. Doch gerade diese Tatsache könnte sich paradoxerweise als Krux für die Iberer erweisen. Ihre Hoffnungen hängen an CR7 und wenn dieser nicht in seiner Topform ist, könnte es für die Portugiesen düster werden. Doch hier geht es nicht um die portugiesischen Chancen bei der WM 2014, sondern um die der Deutschen. Großereignisse in der Vergangenheit wie die WM 2006 vor heimischer Kulisse und die EM 2008 und 2012 in Polen und der Ukraine zeigten, dass die DFB-Elf den Iberern jedes Mal überlegen war und diese in die Ecke stellen konnte. Der Kampf gegen Ghana wurde bei der WM 2010 zwar zu einer seltsam zähen Partie, aber auch diese wurde von den Adlerträgern mit 1:0 gewonnen. Auch das Zusammentreffen der ehemaligen Kollegen Klinsmann und Löw dürfte zu keinen gröberen Schwierigkeiten führen, weder rein persönlicher, noch spieltechnischer Natur. Das letzte Duell gab es im Sommer 2013 als sich die USA mit 4:3 durchgesetzt haben. Für den DFB trat allerdings nur eine B-Elf an. Bei einer WM hat es Deutschland bereits zwei Mal mit den US-Amerikanern zu tun bekommen, zwei Mal gab es einen Sieg.

Das sagen die Wettanbieter

Damit riecht es für Deutschland stark nach Gruppensieg und dieser wird auch einhellig von den Wettanbietern antizipiert. Die Wettquoten dafür schaffen gerade einmal die 1,5-er Marke, zum Beispiel beträgt die beste Quote bei Mybet 1,55. Laut Online-Wettanbieter Betsafe sind die Portugiesen im Duell mit Deutschland klarer Außenseiter, sollten aber hinter der DFB-Elf den Aufstieg schaffen. Weitaus bessere Chancen auf den Sieg werden Ronaldo und Co. im zweiten Gruppenspiel gegen die USA eingeräumt. Die Quoten für das Gruppenspiel der Deutschen gegen Ghana sprechen eine noch viel deutlichere Sprache. Im Falle eines mehr als unwahrscheinlichen Gruppensiegs der Ghanaer würden allfällige Wetteinsätze von Bet365 mehr als verzehnfacht werden. Sollte Löws Mannschaft ein guter Start gegen Portugal gelingen, weht im Achtelfinale ein eher lauwarmes Lüftchen aus der Gruppe H mit Belgien, Algerien und Südkorea.

Der Auftakt in die K.O.-Phase scheint für die Deutschen also absolut machbar zu werden. Und so rechnen auch die zahlreichen Wettanbieter ganz fest mit einer erneuten Viertelfinalbeteiligung. Diese würden demnach erst bei einem möglichen Halbfinaleinzug doppelte Wetteinsätze auszahlen. Zwischen dem Viertel- und Halbfinale zeichnet sich aber ein Quotensprung ab, der, historisch gesehen jedoch durchaus gerechtfertigt ist. Denn nirgendwo scheiterte eine deutsche Nationalmannschaft so oft, wie in einem WM-Viertelfinale. Unvergessen: das Aus 1962, der Überraschungs-K.O. gegen Bulgarien (1994) und das peinliche 0:3 gegen Kroatien bei der WM 1998 in Frankreich. Auch bei der kommenden WM im Samba-Land warten auf die Mannen um Mertesacker, Neuer und Klose im Viertelfinale möglicherweise unangenehme Aufgaben. So könnte es nicht nur zum Duell mit den belgischen Geheimfavoriten und einem Wiedersehen mit Argentinien, sondern auch zu einem Aufeinandertreffen mit Frankreich, Russland oder der Schweiz kommen. Nach denkwürdigen zwölf Halbfinalteilnahmen in 18 Weltmeisterschaften könnte es auch diesmal wieder mit einer Semifinalbeteiligung für Deutschland klappen. Doch hier würde Deutschland mit potentiellen Gegnern wie Spanien, Holland, Brasilien oder Italien ein Kaliber von Weltmeisterformat vorgesetzt bekommen. Die Wettanbieter jedenfalls stellen den Finaleinzug einstimmig als realistisch in Aussicht. Es bleibt nur zu hoffen, dass die bis dato erlittenen Final-Niederlagen (1966, 1982, 1986, 2002) sich nicht allzu tief in das deutsche WM-Gedächtnis eingebrannt haben, um sich auf tückische Weise unter der tropischen Sonne Brasiliens wieder an die Oberfläche zu drängen und ein Déjà-vu heraufzubeschwören.

Bildquelle: René Stark (CC BY-SA 3.0)

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