Mustafi – unser Reus-Ersatz für die WM 2014

Bereits gestern Nacht berichteten wir, dass für Marco Reus der WM-Traum geplatzt ist. Er muss aufgrund eines Teilanrisses des linken vorderen Syndesmosebandes im Sprunggelenk zu Hause bleiben und für sieben Wochen pausieren. Anstatt des Offensivmannes Reus wird heute der Innenverteidiger Shkodran Mustafi von Sampdoria Genua mit im Flugzeug nach Brasilien sitzen.

Ja, ihr habt richtig gelesen. Bundestrainer Joachim Löw überrascht wieder einmal alle und nominiert einen Verteidiger als Ersatz für die dynamische, lauf- und technikstarke Offensivkraft Marco Reus. Wir hätten ja erwartet, dass Kevin Volland nun doch noch eine Chance bekommt und nachnominiert wird. Nachdem Volland am 2. Juni aus dem endgültigen WM 2014 Kader gestrichen wurde, war das Unverständnis teils groß. Mit nur einem echten Stürmer aka den fast 36-jährigen Miro Klose nach Brasilien? Kann das gut gehen? Löw war sich sicher, es kann. Und wenn man sich anguckt, wie er in den letzten beiden Testspielen seine Startaufstellung wählte, dann kann man davon ausgehen, dass er auch bei der WM das Spiel mit einer falschen Neun bevorzugt. Klose soll wohl nur noch als Joker fungieren, kann man von einem Spieler in seinem Alter auch kaum erwarten, dass er bei über 30°C Außentemperaturen und 90% Luftfeuchtigkeit 90 Minuten durchhalten kann.

Umso mehr verwundert uns nun, dass auch nach dem Ausfall von Marco Reus kein Angreifer nachrückt. Lukas Podolski zeigte im 6:1 Testspiel gegen Armenien wunderbar, dass er der perfekte Joker ist. Wenn wir ihn brauchen, ist er da. Auch der lange Zeit verletzte und zuletzt formschwache Mesut Özil wird wohl kaum ein Mann für die Startformation in Brasilien sein. Löw wünscht sich ein aggressives Pressingspiel, verlorene Bälle sollen direkt zurückerkämpft werden, sodass dem schnellen Umschaltspiel und Konter der Gegner erst gar keine Möglichkeit zum Abschluss gegeben werden soll. Wie aber soll dies bei den klimatischen Bedingungen ermöglicht werden, wenn die Auswechselmöglichkeiten fehlen und eigentliche Joker nun schon von Beginn an ran müssen. Wir brauchen jeden Mann in der Offensive.

Volland wäre da die zwingende Konsequenz gewesen. Bei Hoffenheim hat er bewiesen, dass er der ideale Flügelstürmer ist und sich zwar nicht als Ersatz, aber immerhin als Alternative für Reus angeboten hätte. Er kann aber auch als zentrale oder hängende Neun fungieren und somit die Arbeit eines Kloses fortführen, wenn ihm die Puste ausgeht.

Doch dass Löw sich von der öffentlichen Meinung nicht beeinflussen lässt, hat er schon oft bewiesen (siehe Ballack, Kießling, Gomez etc.). Und so beruft er kurzerhand Mustafi in den Kader und erklärt das wie folgt:

Es ging uns nicht darum, Marco Reus eins zu eins zu ersetzen. Unsere Qualität auf der Position hinter den Spitzen ist sehr hoch, hier haben wir mit Lukas Podolski, André Schürrle, Mario Götze, Thomas Müller, Mesut Özil, Julian Draxler und Toni Kroos genügend Alternativen. Deswegen haben wir uns für eine weitere Option für den Defensivbereich entschieden. Shkodran hat uns im Trainingslager überzeugt, er ist fit, wir haben Vertrauen in ihn. Wir wissen, dass wir uns auf ihn zu 100 Prozent verlassen können.

Also gut, wollen wir mal wieder etwas runterkommen. Schließlich ist Löw Bundestrainer und nicht wir. Er wird schon wissen, wie sich die Spieler im Trainingslager präsentiert haben und wessen Nachberufung am Sinnvollsten und die beste Ergänzung für den Kader ist. Anscheinend sieht Löw nach dem Spiel gestern mehr Lücken in der Defensive als in der Offensive. In einem Spiel gegen Spanien oder Italien könnte das den Unterschied machen. Hoffen wir, dass er mit seiner Entscheidung ein goldenes Näschen beweist…

Bildquelle: Степиньш Ольга (CC BY-SA 3.0)

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