Philipp Lahm: Schöner Fußball wichtiger als WM 2014 Titel

Ein halbes Jahr vor der Fußball WM 2014 in Brasilien warnt DFB-Kapitän Philipp Lahm vor zu hohen Erwartungen der Fans. Diese würden zwangsläufig mit Enttäuschungen einhergehen, wenn die deutsche Nationalmannschaft nicht mit dem WM-Pokal in der Tasche zurück nach Deutschland fliegt – und trotzdem ist die Erwartungshaltung der Fans richtig.

„Wir wissen, wie schwierig es ist, Weltmeister zu werden. Ein WM-Sieg ist vor uns gerade mal drei deutschen Nationalmannschaften gelungen – und die Konkurrenz ist sicher nicht schlechter geworden. Alles andere als eine Enttäuschung zu bezeichnen, empfinde ich auch als Respektlosigkeit vor der Arbeit und dem Talent anderer Nationen,“ sagte Lahm in einem DFB-Interview.

Ob die Fußball Weltmeisterschaft für Deutschland erfolgreich ablaufe oder nicht, dürfe man nicht einzig und allein über den Titelgewinn definieren: Eine erfolgreiche WM 2014 sei es, „wenn wir einen guten Teamspirit entwickeln, wenn wir unsere fußballerische Klasse auf den Platz bringen, wenn wir uns taktisch intelligent verhalten – und vor allem, wenn wir mit viel Begeisterung, viel Leidenschaft und viel Herz guten Fußball spielen.“

Klar, recht hat er, wenn uns die DFB-Elf in Brasilien begeistert und tollen Fußball spielt, dann ist das schöner, als ein schmutzig gewonnener Titel. Auch eine schlechtere Mannschaft kann im Fußball nach 90 Minuten als Sieger vom Platz gehen und die Konkurrenz schläft schon mal gar nicht. Vor allem die südamerikanischen Teams wie Brasilien und Argentinien werden alles geben, um auf ihrem eigenen Kontinent den Pokal zu holen.

Und trotzdem muss es der Anspruch des DFB sein, mit dem Titel nach Hause zu kommen! 2006 und 2010 hat uns unsere Elf auch schon mit ihrer Spielweise positiv überrascht und trotzdem wurden unsere Jungs nach dem Ausscheiden im WM-Halbfinale gefeiert wie unsere WM-Helden. Nachdem unser Nationalmannschaft nun aber schon seit sieben Jahren von dem selben Bundestrainer betreut wird und dieser immer wieder davon spricht, dass sich die Mannschaft weiterentwickelt und dann auch noch ein WM-Quartier nach Maß bezogen wird, dann müssen einfach irgendwann einmal Ergebnisse kommen. So schön ein Fußballteam auch spielen kann, am Ende zählt wie überall sonst auch im Leben die Bilanz.

Philipp Lahm als Jogis größter Buddy will mit dieser Ansprache in Wirklichkeit nur das Anforderungsprofil für eine „erfolgreiche WM“ nach unten schrauben, damit Bundestrainer Joachim Löw auch im Falle eines erneuten Ausscheidens im Halbfinale weiterhin die DFB-Elf betreuen kann und er selbst Kapitän ohne Führungsqualitäten bleibt. Schließlich hat man ja gut gespielt, schönen Fußball gezeigt und ist auf einem guten Weg. 2018 klappt es gaaaanz bestimmt. Ich bin allerdings der Meinung, dass Löw nach der WM 2014 gehen wird, ob nun als Weltmeister (besser wird es nicht mehr) oder als Versager (er hatte seine Zeit, sich zu beweisen und ist gescheitert). Ein neuer Trainer hat dann die Möglichkeit, die nötigen Veränderungen auf dem Platz und in der Spielphilosophie vorzunehmen und das Team auf das Projekt Titelgewinn EM 2016 vorzubereiten.

Bildquelle: Steindy (CC BY-SA 3.0)

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