10 Tage vor Kadernominierung: Die Verletzungssorgen im DFB-Team

6 Wochen vor Beginn der Fußball Weltmeisterschaft in Brasilien sieht es nicht allzu rosig aus um Löws WM Kader. Am 8. Mai wird der Bundestrainer den vorläufigen erweiterten WM 2014 Kader mit 25 bis 28 Spielern bekannt geben. Bis zum 2. Juni muss schließlich der endgültige 23 Mann starke Kader der FIFA gemeldet werden. Während einige Akteure ihren Stammplatz bereits sicher haben, kämpfen andere noch für eine Nominierung. Einigen Spielern könnte jedoch auch das Verletzungspech einen Strich durch die Rechnung machen. Im folgenden eine Übersicht der Verletzungssorgen im DFB-Team:

Der WM 2014 Formcheck:

  • Mario Gomez: Der 28-jährige Stürmer kämpft immer noch mit den Folgen einer neuerlichen Knieverletzung, die er sich nur kurz nach seinem Comeback Ende März im Ligaspiel des AC Florenz zuzog. Bereits im September 2013 hatte sich der Nationalspieler eine schwere Verletzung am anderen Knie zugezogen und für vier Monate pausiert. Zwar ist Gomez bereits wieder ins Training eingestiegen, allerdings erhält er aktuell lediglich individuelle Trainingseinheiten und kann noch nicht wieder am Mannschaftstraining teilnehmen. Jetzt hat Trainer Vincenzo Montella seine Zweifel an einer Rückkehr von Gomez in dieser Saison offenbart: „Er hat noch nie mit der Mannschaft trainiert, ein Einsatz erscheint mir unmöglich. Ich fürchte, dass wir ihn bis Saisonende nicht mehr sehen.“ Die Saison der italienischen Serie A endet am 18. Mai. Fünf Tage später startet das DFB-Team ins Trainingslager. Es ist eher unwahrscheinlich, dass Löw einen Spieler mitnimmt, der in den letzten Wochen keinerlei Spielpraxis sammeln konnte und Fitnesstechnisch nicht in bester Form ist. Sollte er dennoch eine Nominierung erhalten, wird er wohl lediglich eine Jokerrolle einnehmen. Gomez letzter Einsatz für die Nationalmannschaft war im August 2013 im Freundschaftsspiel gegen Paraguay.
  • Sami Khedira: Seit Mitte April trainiert Sami Khedira wieder im Team von Real Madrid, nachdem der Stammspieler der Königlichen sich im November 2013 einen Kreuzbandriss zugezogen hatte und fast sechs Monate im Krankenstand war. Seit zwei Wochen arbeitet der 27-jährige Mittelfeldmann nun intensiv an seinem Comeback, um bis zur WM in Top-Verfassung zu sein. Und auch Löw hat bereits signalisiert, mit dem „krankhaft ehrgeizigen“ Khedira zu planen, „weil er wie ein Besessener daran arbeitet, zurückzukehren.“ Zumal mit Ilkay Gündogan ein weiterer zentraler Mittelfeldspieler zu Hause bleiben muss. Schafft er es trotz allem nicht, seine Bestform abzurufen, könnte Toni Kroos Khedira im defensiven Mittelfeld ersetzen. Wahrscheinlicher ist aber, dass Löw dann Philipp Lahm in die Schaltzentrale beordern würde.
  • Ilkay Gündogan: Eigentlich hat Borussia-Trainer Jürgen Klopp seine WM 2014-Teilnahme schon abgeschrieben, doch dann ruderte er plötzlich zurück und sagte, der 23-Jährige könne den Sprung auf den WM-Zug noch schaffen. „Wenn er im Laufe der Saison noch ins normale Training einsteigen kann, dann müssen andere Leute entscheiden, ob es am Ende reicht. Oft gibt es ja nach einer Verletzung eine Frühform, vielleicht kann man die für eine WM nutzen.“ Offensichtlich geht es dem Mittelfeldspieler nach seiner Rückenverletzung deutlich besser. Die Entzündung am Nerv sei fast komplett abgeklungen, berichtet die „Bild“. Wie auch Gomez stand Gündogan wegen seiner Rückenprobleme seit dem Testspiel gegen Paraguay am 14. August 2013 nicht mehr für die Nationalelf auf dem Platz. Es ist jedoch höchst unwahrscheinlich, dass er wieder rechtzeitig in Form kommt, selbst wenn er nun von einem beschleunigten Heilungsprozess profitieren sollte.
  • Miroslav Klose: Da Gomez aller Voraussicht nach ausfällt, ist Löw auf seinen einzigen verbleibenden echten Angreifer angewiesen, mal abgesehen von dem international eher unerfahrenen Max Kruse. Stefan Kießling stand ja nie wirklich als Alternative zur Debatte, zumal er nach einem Muskelfaserriss die Saison abschreiben kann. Doch auch Klose zog sich Anfang April einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zu, nachdem er in dieser Spielzeit immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen wurde. Lazio Rom verordnete dem Stürmer vier Wochen Pause und so ist es unwahrscheinlich, dass er vor der Nominierung des erweiterten WM-Kaders noch einmal auf dem Platz zu sehen sein wird. Das Deutschlandtrikot streifte sich der Stürmer zuletzt am 5. März im Testspiel gegen Chile über. Klose kann sich einer Nominierung trotz allem ziemlich sicher sein, genießt er doch absolutes Vertrauen bei Löw. Ob er dann trotz fehlender Spielpraxis auch wirklich eingesetzt wird, ist eine andere Frage. Möglich auch, dass Löw sich auf ein Spielsystem mit falscher Neun festlegt, bei dem Mario Götze, Thomas Müller oder Marco Reus in die Sturmspitze wechseln. Miro Klose jedenfalls wird alles geben, um bei seinem letzten Turnier mit an Bord zu sein und eine ordentliche Leistung zu zeigen, hat er doch die einmalige Chance den ewigen Torrekord von Ronaldo (15 Tore) einzustellen. Ein Tor fehlt ihm hierfür noch.
  • Mesut Özil: Özil ist nach sechs Wochen Verletzungspause (Oberschenkelverletzung) seit vergangenem Wochenende zurück im Wettkampf. Beim FC Arsenal zeigt er eine in seinem Comeback-Spiel eine gute Leistung und steht Löw zusammen mit seinen Vereinkollegen Per Mertesacker und Lukas Podolski wieder zur Verfügung.
  • Und sonst?: Noch ist Defensivmann Benedikt Höwedes nach seinem Muskelbündelriss nicht wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen, doch Lauftraining ist wieder drin. Sollte er nicht rechtzeitig fit werden, stünde Kevin Großkreutz als Ersatz bereit. Marcel Schmelzer würde sich dagegen als linker Außenverteidiger anbieten. Der Dortmunder hat sein Comeback nach einer Adduktorenverletzung für kommenden Samstag angekündigt. Alternative Marcell Jansen gab gerade nach siebenwöchiger Pause und einem Außenbandriss im Sprunggelenk beim abstiegsgefährdeten HSV sein Comeback. Sven Bender dagegen kann wegen einer Schambeinentzündung frühestens im Mai zurückkehren.

Trotz aller Verletzungssorgen zählt Deutschland zu den WM-Favoriten. Man muss nur hoffen, dass keine weiteren Hiobsbotschaften verbreitet werden wie z.B. eine plötzliche Verletzung Lahms oder Schweinsteigers. Die Kadernominierung darf also mit großer Spannung erwartet werden. Im Trainingslager wird sich dann zeigen, welche der kürzlich verletzten Spieler trotz fehlender oder mangelnder Spielpraxis ihre Bestleistung abrufen können und mit nach Brasilien fliegen.

Bildquelle: Durrah Ramli (CC BY 2.0)

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