WM 2014 Stadion in Manaus: Arbeitsministerium stoppt Bauarbeiten

Schon wieder tötliche Unfälle auf einer WM Baustelle! Nach der Tragödie in São Paulo, bei der nach einem Kranunfall zwei Arbeiter ums Leben kamen, sind in den letzten Tagen auf der Baustelle für die Amazônia Arena in Manaus innerhalb von 24 Stunden zwei weitere Bauarbeiter gestorben. Jetzt reagierte der Staatsanwalt und hat alle Arbeiten auf der Baustelle vorrübergehend untersagt, bis die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften für die Bauarbeiten am Dach gewährleistet werden können.

Wie parabens.de berichtet, ist ein gerade einmal 22-Jähriger Bauarbeiter während der Montagearbeiten des Stadiondachs im Morgengrauen des vergangenen Samstags aus 35 Metern in die Tiefe gestürzt. Sein Leben konnte nicht mehr gerettet werden, er verstarb im Krankenhaus. Am Nachmittag erlitt ein anderer Arbeiter einen Herzinfarkt bei den Arbeiten im Convention Center, das an die Arena angeschlossen ist.

Die zuständige Staatsanwaltschaft reagierte auf den Vorfall am Morgen mit einem umgehenden Baustopp für alle Arbeitein in der Höhe. Dieses Bauverbot wird erst wieder aufgehoben, wenn per Gutachten nachgewiesen werden kann, dass die Sicherheitsvorschriften eingehalten werden. Das Gehalt der Arbeiter bleibt von diesem Verbot unangetastet. Sollten dennoch Arbeiten am Dach stattfinden, wird ein Strafe in Höhe von R$ 100.000 pro Tag fällig (ca. 30.000 Euro).

Termindruck und moderne Sklavenarbeit

Dies waren leider nicht die ersten tödlichen Unfälle auf dieser Baustelle. Bereits im März war ein Arbeiter nach einem Sturz aus etwa 5 Metern ums Leben gekommen. Damit steigt die Zahl der Todesopfer auf Brasiliens WM-Baustellen auf nunmehr fünf. Der Grund dürfte in dem enormen Zeit- und Kostendruck liegen, dem sich die Bauherren ausgesetzt sehen. Die Folge sind laxe Sicherheitsstandards und der Einsatz schlecht geschulter und überarbeiteter Bauarbeiter, die oft unter menschenunwürdigen Verhältnissen arbeiten müssen. Dazu kommt ein mickriger Lohn, für den ein FIFA-Funktionär nicht einen kleinen Finger krum machen würde. Das widerum hat in regelmäßiger Unregelmäßigkeit Streiks zur Folge, die die Bauarbeiten zusätzlich verzögern. Auch die Baufirmen und Zulieferer gucken sich die Geldgier von der FIFA ab und versuchen durch Bauunterbrechungen immer mehr Geld von den Bundesstaaten und WM-Städten zu erpressen. All diese Faktoren führen zu einer weiteren Intensivierung des Zeitdrucks und somit wiederum zu längeren Arbeitszeiten, weniger Sicherheit und einer erhöhten Unfallgefahr.

Eigentlich hätten alle verbleibenden Stadien, die keine Spielstätte für den Confed Cup 2013 waren, bis Ende des Jahres fertiggestellt sein und an die FIFA übergeben werden sollen. Dieser Zeitplan wird nach den jüngsten Unfällen in São Paulo und Manaus nicht einzuhalten sein. Auch die anderen vier Stadien werden erst später als geplant übergeben. FIFA-Präsident Joseph Blatter hat in altbekannter Manier seine Bestürzung über den jüngsten Todesfall per Twitter bekannt gegeben. In Wahrheit aber dürfte das Entsetzen über den nicht einzuhaltenden Zeitplan wesentlich größer sein. Denn ändern wird sich trotz aller Bestürzung auch auf den Baustellen für künftige Turniere nichts. Gespart wird auch dort an der Sicherheit und den Löhnen der Arbeiter. In Katar, wo die WM 2022 ausgetragen wird, wird nicht umsonst schon von moderner Sklavenarbeit gesprochen.

Bild: calciostreaming (CC BY 2.0)

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