WM 2014 Welcome Tour: Die Teilnehmer aus Südamerika

Die Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien befindet sich in den allerletzten Zügen. Fast zwei Drittel der Starter stehen bereits fest. Die letzten elf der 32 Plätze werden bis Mitte November ermittelt. Der Autor von Aktives Abseits begibt sich in bester Franz-Beckenbauer-Tradition von anno 2005/06 auf eine virtuelle Welcome-Tour rund um den Globus.

Brasilien – Finale dahoam?

Rekordweltmeister, WM-Gastgeber, Confed-Cup-Sieger: Kaum ein Experte lässt einen Zweifel daran, dass der Titelgewinn im kommenden Jahr nur über Brasilien führt. Dabei ist es eigentlich paradox: Bis zum erfolgreichen Confed-Cup im Juni hat die Selecao seit 2010 kaum ein Bein auf den Boden gekriegt und besonders gegen Top-Fußballnationen in schöner Regelmäßigkeit verloren. Erst mit der Rückkehr des 2002er Weltmeistertrainers Luiz Felipe Scolari und dem Gewinn der WM-Generalprobe mit Siegen über Italien, Uruguay und Weltmeister Spanien hat sich der Wind komplett gedreht. Neymar & Co. haben gewiss das Zeug zum Titel – einen guten Start ins Turnier vorausgesetzt. Ansonsten kann die riesige Erwartungshaltung im Land schnell lähmend wirken. Vielleicht sorgt die FIFA bei der Gruppenauslosung durch die mythenumrankten “heißen Kugeln” ja dafür, dass alles gut wird. Etwa durch eine Vorrundengruppe mit der Schweiz, Honduras und Australien…

Argentinien – Potenzial ausschöpfen

In Abwesenheit der als Gastgeber automatisch qualifizierten Brasilianer hat sich Argentinien äußerst souverän den Sieg in der Südamerika-Qualifikation gesichert. Die Mannschaft von Alejandro Sabella besitzt ungeheures Offensivpotenzial. Allein das Trio um Weltfußballer Lionel Messi, Gonzalo Higuain und Sergio Agüero hat gemeinsam 25-mal hingelangt. Nicht zuletzt, weil das Turnier 2014 auf dem eigenen Kontinent stattfindet, gilt der Weltranglistenzweite als einer der großen Favoriten. Aber: Obwohl traditionell mit vielen Klasseleuten aus den europäischen Top-Ligen bestückt, sind die Gauchos letztmals bei der WM 1990 über das Viertelfinale hinausgekommen. Besonders Messi muss beweisen, dass er nicht nur im Trikot des FC Barcelona eine Naturgewalt ist.

Kolumbien – Starke Comebacker

Die Cafeteros haben sich in der CONMEBOL-Runde als zweite Kraft gezeigt. Das Land, das letztmals für die WM 1998 in Frankreich qualifiziert war, profitiert gerade von einer Anhäufung von Top-Spielern. Mit Radamel Falcao, James Rodriguez (beide AS Monaco), Jackson Martinez (FC Porto), Luis Muriel (Udinese Calcio) oder Juan Cuadrado (AC Florenz) verfügt Kolumbien über eine Offensivabteilung, die bei der WM zu den treffsichersten gehören könnte. Doch die Mannschaft von José Pekerman kann es nicht nur nach vorne: Mit 13 Gegentoren stellte Kolumbien auch die beste Defensivreihe der Südamerika-Qualifikation. Prognose: Diese Mannschaft möchte man nicht in seiner Vorrunden-Gruppe haben. Auf dem eigenen Kontinent ein Kandidat für das Viertelfinale.

Chile – Personifikation von Gift und Galle

2010 in Südafrika waren die Chilenen eine der Überraschungen. Im Vorrundenduell mit dem späteren Weltmeister Spanien war La Roja lange Zeit gleichwertig, ehe im Achtelfinale gegen Brasilien Endstation war. Die Mannschaft um Superstar Arturo Vidal (Juventus Turin) hat es in der Qualifikation spannender gemacht als nötig und sich nach leichtfertigen Punktverlusten erst am letzten Spieltag direkt qualifiziert. Dennoch: Mit Vidal, Barca-Star Alexis Sanchez oder Gary Medel (Cardiff City) stehen Top-Leute im Kader von Trainer Jorge Sampoli. Weiterhin werden die Chilenen immer wieder ihrem Ruf als taktisch clevere und ungemein giftige Mannschaft gerecht. Viele Akteure bestreiten nun ihre zweite WM. Seit Südafrika haben sie alle dazugelernt. Prognose: Noch so ein Gegner, dem man lieber aus dem Weg geht. Das Achtelfinale dürfte für Vidal und Co. allemal drin sein.

Ecuador – Der Außenseiter

Obwohl Ecuador sich seit 2002 bereits zum dritten Mal für eine Weltmeisterschaft qualifiziert hat, ist die “Tri” definitiv das Leichtgewicht unter den qualifizierten Mannschaften aus Südamerika. Die ersatzgeschwächte deutsche Elf konnte sich erst Ende Mai in Boca Raton relativ locker und unnötig knapp mit 4:2 gegen die Mannschaft von Reinaldo Rueda durchsetzen. Der große und im Grunde auch der einzige Star im Team ist Manchester Uniteds Flügelstürmer Antonio Valencia. Ecuador bezieht seine Stärke in erster Linie aber aus der mannschaftlichen Geschlossenheit – doch das tun alle kleinen Nationen, die sich für die WM 2014 qualifiziert haben. Am Zuckerhut ist die “Tri” bestenfalls ein Kandidat für das Achtelfinale.

Auf der Warteliste: Uruguay

Der WM-Vierte von 2010 und Südamerikameister von 2011 hat sich in der Qualifikation überaus schwer getan und am Ende mit etwas Glück und dank eines Schlussspurts zumindest den Relegationsplatz gesichert. In den Playoffs geht es im November gegen Asiens fünfte Kraft Jordanien, ein international unbeschriebenes Blatt ohne eine einzige WM-Teilnahme. Für die Star-Truppe um Luis Suarez, Edinson Cavani, Diego Forlan oder Diego Godin wäre alles andere als die Qualifikation eine der größten Blamagen der jüngeren Fußballgeschichte. Nimmt die Celeste diese Hürde, ist der Mannschaft am Zuckerhut ein ähnliches Abschneiden wie vor vier Jahren zuzutrauen. Außerdem hat das 3-Millionen-Einwohner-Land schon Titelerfahrung im Maracana: 1950 entrissen die Urus Gastgeber Brasilien im Endspiel durch ein 2:1 nach 0:1 noch den Titel. Es war der zweite und bislang letzte WM-Triumph für die kleine Nation.

» Liste aller WM 2014 Teilnehmer.

[Originalartikel: aktives-abseits.de]

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