Auslosung zur WM 2014: Die Topfeinteilung erklärt

Gestern hat die FIFA die Einteilung der Lostöpfe bekannt gegeben. Am Freitag um 17 Uhr deutscher Zeit startet die tatsächliche Auslosung der WM Gruppen. Ich habe mir einmal die Lostöpfe angeguckt und die Konsequenzen analysiert. Das Losverfahren ist nicht ganz einfach, aber wenn man es einmal genauer betrachtet hat, doch logisch. Deshalb dieser Artikel, mit dem ich etwas Licht ins Dunkeln bringen will.

Es gibt vier Lostöpfe, wobei im Laufe der Auslosung noch einmal eine kleine Änderung an der Topfeinteilung vorgenommen wird. Warum, das lest ihr weiter unten.

Der erste Lostopf stand bereits mit Bekanntwerden der FIFA-Weltrangliste von Oktober fest: In Topf 1 befindet sich Gastgeber Brasilien sowie die sieben stärksten Teams laut der Rangliste. Diese sind als Gruppenkopf ihrer zugelosten Gruppe gesetzt. Die Lostöpfe 2 bis 4 sind nach regionalen Kriterien befüllt:

In Topf 2 befinden sich die zwei verbleibenden WM Teilnehmer aus Südamerika und die fünf Starter aus Afrika. In Topf 3 finden sich die Mannschaften aus Nord- und Mittelamerika sowie Asien wieder und in Topf 4 landen die neun Länder aus der europäischen Qualifikationszone:

Topf 1:

1: brasilien Brasilien
2: spanien Spanien
3: deutschland Deutschland
4: argentinien Argentinien
5: kolumbien Kolumbien
6: belgien Belgien
7: uruguay Uruguay
8: schweiz Schweiz

Topf 2:

1: chile Chile
2: ecuador Ecuador
3: elfenbeinkueste Elfenbeinküste
4: ghana Ghana
5: algerien Algerien
6: nigeria Nigeria
7: kamerun Kamerun
8: (+1 aus Topf 4)

Topf 3:

1: japan Japan
2: iran Iran
3: suedkorea Südkorea
4: australien Australien
5: usa USA
6: mexiko Mexiko
7: costa rica Costa Rica
8: honduras Honduras

Topf 4:

1: niederlande Niederlande
2: italien Italien
3: england England
4: portugal Portugal
5: griechenland Griechenland
6: bosnien herzegowina Bosnien
7: kroatien Kroatien
8: russland Russland
9: frankreich Frankreich

Das Vorgehen bei der WM Auslosung 2014

Brasilien als Gastgeber, der die Fußball WM mit dem ersten Spiel am 12. Juni 2014 eröffnet, ist als Kopf von Gruppe A gesetzt. Die restlichen sieben Mannschaften werden aus Topf 1 gezogen und nacheinander auf die WM Gruppen B bis H aufgeteilt und dort auf Position 1 gesetzt.

Da für die Auslosung jeder Topf acht Länder beinhalten muss, wird vor der Leerung von Topf 2 ein europäisches Team aus Topf 4 in ebenjenen Topf 2 gelost. Danach wird dieses einem der gesetzten südamerikanischen Mannschaften aus Topf X zugelost, also entweder Gruppe A mit Brasilien oder den Gruppen mit Argentinien, Kolumbien oder Uruguay als Kopf. Dies ist zwingend, da pro Gruppe maximal zwei Nationen aus Europa erlaubt sind und jeder Gruppe aus Topf 4 am Ende noch ein europäisches Team zugelost wird.

Topf X:

1: brasilien Brasilien
2: argentinien Argentinien
3: kolumbien Kolumbien
4: uruguay Uruguay

Anschließend werden die verbleibenden sieben Länder aus Topf 2 in die Gruppen A bis H gelost. Sollte ein südamerikanisches Team gezogen werden (Chile oder Ecuador) wird dieses der nächsten Gruppe mit Europa-Kopf zugelost. Die ersten drei gezogenen afrikanischen Mannschaften werden entsprechend der Gruppenreihenfolge den drei verbleibenden gesetzten Südamerika-Teams zugelost. Durch dieses Vorgehen wird verhindert, dass zwei südamerikanische Länder in einer Gruppe landen. Laut FIFA Regeln sollen die Gruppen geographisch möglichst divergent sein. Das heißt konkret, dass in einer Gruppe nicht zwei Starter aus einer Qualifikationszone vertreten sein dürfen. Einzige Ausnahme: Europa, hier sind zwei Teams erlaubt.

Nach jedem gezogenen Los aus Topf 2 und der Zuteilung des Landes in eine Gruppe wird direkt im Anschluss aus einem weiteren Lostopf die Position innerhalb dieser Gruppe (Position 2, 3 oder 4) ermittelt.

Es gibt also acht weitere Lostöpfe, eins für jede Gruppe mit jeweils drei Positionslosen:

Gruppe A:

A2
A3
A4

Gruppe B:

B2
B3
B4

Gruppe C:

C2
C3
C4

Gruppe D:

D2
D3
D4

Gruppe E:

E2
E3
E4

Gruppe F:

F2
F3
F4

Gruppe G:

G2
G3
G4

Gruppe H:

H2
H3
H4

Nach der Leerung von Topf 2 wird zu Topf 3 übergegangen. Dabei wird ein Land nach dem anderen gezogen. Dieses Mal müssen bei der Gruppenzuteilung keine Gruppen übersprungen werden, da kontinentale Konflikte, was die Zusammensetzung betrifft (nur ein Land aus jeder Konföderation…), ausgeschlossen sind. Die erste Fußballnation, die gezogen wird, landet also in Gruppe A, die zweite in Gruppe B, …, das letzte Los wird in Gruppe H eingeordnet. Auch hier muss nach jedem gezogenen Land die Position innerhalb der Gruppe ausgelost werden.

Zuletzt folgt Topf 4 nach genau dem gleichen Prinzip.

Was bedeutet die Topfeinteilung für die Auslosung?

Bevor das FIFA Exekutivkomitee die finale Topfeinteilung bekannt gegeben hat, wurde spekuliert, dass Frankreich als Mannschaft mit den wenigsten Punkten laut FIFA-Weltrangliste vom Oktober in Topf 2 eingeteilt wird. Ein ähnliches Vorgehen wurde schon bei der Auslosung für die WM 2006 angewandt. Nun überrascht uns die FIFA aber mit einer unerwarteten Regeländerung: Welches europäische Team in Topf 2 landet, entscheidet allein das Los und nicht die sportliche Leistung.

Für Frankreich kann das nur ein Vorteil sein, minimiert das doch die Gefahr, dass sie in einer schweren Gruppe mit z.B. Brasilien und einem weiteren europäischen Hochkaräter wie die Niederlande oder Italien landen.

Ob hier wohl ein paar Schecks den Eigentümer gewechselt haben…? Schließlich hat sich Frankreich bereits über die Topfeinteilung für die WM-Playoffs beschwert.

Auch die gesetzten europäischen Teams profitieren von dieser Regelung, also auch Deutschland. Zwar ist es immer noch gut möglich, dass die Niederlande oder Italien in unserer Gruppe landen, doch ist die Chance einer sogenannten Hammergruppe bei den Südamerikanischen Köpfen ungleich höher (z.B. Brasilien, Italien, USA, Niederlande). Sie müssen zittern und hoffen, dass ihnen nicht zwei starke Europäer zugelost werden.

Wer das Video von der Vorstellung der Lostöpfe noch einmal sehen will, kann das hier tun.

Die Slides aus der FIFA-Präsentation:

final-draw-pot-allocations final-draw-procedures
4 comments… add one
  • Julian Link Reply

    Sehr anschaulich dargelegt, finde ich!
    Bei der Komplexität stellt man sich schon die Frage, wieso nicht einfach 32 Mannschaften in einen Topf kommen und dann zu jeder gezogenen Mannschaft eine Gruppe (A, B, …) und eine Position (1, 2, …) gelost wird.
    Sicher, ist eine rhetorische Frage – die Aussicht, dass sich die stärksten 12 Teams schon in den Vorrundengruppen ausschalten und in der K.O.-Phase „nur“ die „zweite Garde“ des Weltfußballs gegenüber stehen, steht dem Kommerzgedanken der FIFA diametral gegenüber.
    Aber fair wäre es nur so…

  • Sepp Link Reply

    Hallo Klaus!Finde Deine Seite echt Klasse, mach weiter so!
    Wo kann man nachlesen wer das Gruppenauslosungstippspiel gewonnen hat?

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