Cristiano Ronaldo musste gestern das Training abbrechen, lief mit einem Eisbeutel auf dem Knie vom Platz. Tausende Deutsche wirds gefreut haben in der Hoffnung, dass Portugals wichtigster Spieler am Montag im ersten Gruppenmatch der DFB-Elf in Salvador fehlt (18 Uhr, ARD). Die Schadenfreude könnte jedoch schnell wieder aus dem Gesicht weichen. Ronaldo selbst hat sich jetzt zu Wort gemeldet und bestätigt, dass mit ihm am Montag zu rechnen ist. „Ich bin zu 99,9 Prozent fit“.
Schnell machte der Eisbeutel auf Ronaldos Knie gestern Schlagzeilen. Die Bild titelte: „Schock oder Show – Ronaldo bricht Training ab“ und beschreibt Ronaldos „dramatischen“ Abgang, der nach nur 15 Minuten Training „fassungslos die Hände vors Gesicht“ geschlagen hat und mit einem dicken Eisbeutel auf dem linken Knie vom Platz gehumpelt ist.
Portugal in Schock und Sorge! Wird Ronaldo, der zuletzt mit Knie- und Oberschenkelproblemen zu kämpfen hatte und seit dem Sieg mit Real Madrid im Champions League Finale am 24. Mai längere Zeit pausierte, rechtzeitig fit? Hat er sich gar schlimmer verletzt? Immerhin stand er im letzten Testspiel der Portugiesen gegen Irland (5:1) am Dienstag wieder problemlos 65 Minuten auf dem Feld und bereitete zwei Tore vor. Und jetzt zwickt also doch wieder das Knie? Was hat der Eisbeutel zu bedeuten? Ronaldos Mannschaftskollege Joah Moutinho beruhigt: „Das war bei Cristiano eine reine Vorsichtsmaßnahme. Er hat nur vorsichtshalber Eis draufgelegt, wie andere Spieler das auch gemacht haben. Es besteht kein Grund zur Sorge“.
Keine Angst vor Ronaldo
Kein Grund zur Sorge? Wenn Ronaldo spielt, dürfte das dem ein oder anderen deutschen Abwehrspieler durchaus die Schweißperlen auf die Stirn treiben! Jérôme Boateng, der als Rechtsaußen direkter Gegenspieler des Weltfußballers von 2014 sein wird, appellierte in der Bild-Zeitung an sein Team: „Alleine ausschalten kann ich Ronaldo über 90 Minuten sowieso nicht. Das kann kein Verteidiger. Das kann eine Mannschaft nur im Verbund.“ Die Taktik sei es, die Räume eng zu machen, „schon die Zuspiele verhindern. Wir dürfen ihn nicht drehen lassen und ihm nicht viel Platz bieten.“
Angst oder gar Albträume hat Boateng wegen Ronaldo deswegen aber nicht. Obwohl er bei den Bayern innen verteidigt und erst unter Löw in den letzten beiden Testspielen gegen Kamerun und Armenien nach außen rückte (Lahm wechselt anstattdessen auf die 6), sieht er das zu erwartende Duell gelassen:
Klar weiß ich, dass er nicht umsonst Weltfußballer ist und riesige Qualitäten hat. Aber ich habe jetzt auch keine Albträume über Ronaldo. Wir haben schon oft mit Bayern gegen ihn gespielt, ich kenne ihn auch von der EM. Jedenfalls sitze ich jetzt nicht auf meinem Zimmer im Campo Bahia und schaue mir jeden Tag fünf Stunden Ronaldo-Videos an. Wenn es zum Duell gegen ihn kommt, dann ist es eben so. Ich versuche, meine beste Leistung zu bringen und mich so gut wie möglich auf ihn einzustellen.
Auch wenn sich jeder deutsche Spieler bewusst ist, dass das Auftaktspiel schwer werden wird, so ist man doch guter Dinge und konzentriert sich auf seine Stärken. Boateng zuversichtlich:
Für uns steht fest: Wir wollen mit einem Sieg ins Turnier starten. Und ich bin optimistisch. Ich glaube auch, dass die Portugiesen genau wissen, wozu wir fähig sind. Sie wissen, dass wir eine starke Mannschaft haben.
Joachim Löw über das erste Gruppenspiel gegen Portugal und Ronaldo:
Bildquelle: Ilya Khokhlov (Football.ua | CC BY-SA 3.0)