Einkaufen in Rio: Bitte Geduld mitbringen!

Ich hätte ja nicht gedacht, dass Einkaufen in Rio de Janeiro noch nervenaufreibender sein kann, als an einem Samstag Mittag in einem Kapstädter Supermarkt. Aber gegen das Gewusel in Rio geht es in Afrika noch gesittet zu. Okay, Kapstadt ist nicht gerade mit dem Rest von Afrika gleichzusetzen, dennoch ist das schon ein anderes Kaliber als in einem deutschen Supermarkt.

In Rio braucht man jedenfalls noch viel mehr Geduld beim Einkaufen. Selbst unter der Woche ist dort die Hölle los. Es fängt schon an, dass man kaum in den Laden reinkommt, weil die ganze Kassenfront mit Einkaufswägen und wartenden Menschen zugeparkt ist. Wenn man dann endlich drin ist und wie ich vergessen hat, einen Einkaufskorb zu holen, muss man eben warten, bis man sich wieder rausgeschoben hat oder aber zufällig einen leeren Wagen findet.

Regeln wie in deutschen Supermärkten gibt in Brasilien irgendwie nicht. Während in Deutschland gewöhnlich immer links herum gelaufen wird und man sich somit selten im Weg steht, laufen die Bewohner Rios – auch Cariocas genannt – ohne erkennbares Muster durch den Supermarkt. Recht- oder Linksverkehr gibt es nicht, weshalb man regelrecht Slalom laufen muss. Immer wieder versperrt einem jemand mit seinem riesigen Einkaufswagen den Weg, ohne dass es die betreffende Person kümmern würde und sie einmal Platz machen würde. Solange sie im Regal sucht, was sie braucht, musst du eben warten. Oft stehen auch einfach herrenlose Einkaufswägen in den Gängen, teilweise auch zwei nebeneinander, so dass man überhaupt nicht mehr dran vorbeikommt. Den Einkaufswagen als Basis zu nutzen und sich laufend durch den Supermarkt zu machen und alles einzeln zu besorgen, ist auch glaube ich die leichtere Strategie.

Alternativ wird der Einkaufswagen einfach direkt Richtung Kasse geschoben und als Platz- und Wartehalter in die Schlange gestellt. So kann der Brasilianer gemütlich seine noch fehlenden Einkäufe erledigen, ohne am Ende wie ich 15 Minuten in der Kassenschlange warten zu müssen.

Leider sind die Gänge zwischen den einzelnen Kassen jedoch so schmal, dass die Einkaufswagen dort nicht hindurchpassen. Und so stauen sich vor den Kassen zusätzlich zu den Wartenden noch zig leere Wägen, die ab und an von genervten Kunden nach hinten durchgeschoben werden, wo sie sich wiederum stauen, bis ein Supermarktmitarbeiter sich erbarmt und sie zurück zu ihrem angestammten Platz schiebt.

Wenn man dann endlich dran ist und seine Waren auf das Fließband legen will, wird man feststellen, dass es kein Fließband oder Warentrenner gibt. Stattdessen muss man seine Einkäufe selbst immer wieder nach vorne schieben. Da das kaum jemand macht und auch die KassiererInnen sich dazu nicht verantwortlich fühlen, staut es sich noch mehr vor den Kassen. Man muss quasi warten, bis das letzte Produkt des vorherigen Kunden gescannt wurde und die Ablage wieder frei wird. Immerhin: Die Scanner haben integrierte Waagen zum Abwiegen von Obst und Gemüse. Dies sollte sich endlich auch mal in Deutschland durchsetzen.

In Südafrika werden die Einkäufe von Packerinnen in kostenpflichtige Tüten verstaut. Das ist in Brasilien anders. Hier gibt es kleine und sehr instabile Tüten, die sehr schnell reißen. Aus diesem Grund stecken die KassiererInnen immer zwei Tüten ineinander, um die Reißgefahr zu verringern. Da die Tüten aber kostenlos sind, gehen nur die wenigstens Kunden ein Risiko ein und füllen die Tüten maximal bis zur Hälfte. Ihr könnt euch vorstellen, wie viele Plastiktüten am Ende in den Einkaufswägen landen. Zur Visualisierung habe ich aber noch ein Bild hinzugefügt. Dass Rio de Janeiro ein Müll- und Umweltproblem hat, verwundert mich jedenfalls nicht mehr.

Plastiktüten

Disclaimer: Es kann natürlich sein, dass es woanders in Brasilien ganz anders und womöglich wesentlich moderner und geordneter zugeht. Die Sicht der Dinge hier beschreibt einzig und allein meinen persönlichen ersten Eindruck von einem Supermarkt in Brasilien und soll daher auch mit einem Augenzwinkern gelesen werden.

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