Militär besetzt Favela an Rios Flughafen

Die WM nähert sich mit großen Schritten und das bekommt vor allem die arme Bevölkerung in Brasilien zu spüren. Gut zwei Monate vor dem Anstoß der WM 2014 hat das Militär am Samstag Morgen mit schwerem Geschütz eine Favela in Rio de Janeiro besetzt. Die brasilianische Regierung will mit diesem Vorgehen für die nötige Sicherheit während der Fußball WM sorgen.

Der „Complexo da Mare“ ist eine Favela im Norden der brasilianischen Metropole, die zwischen Flughafen und Innenstadt liegt. Bereits vor einer Woche war die Militärpolizei mit 1.400 Mann in die Armensiedlung einmarschiert, um die Favela zu „befrieden“. Für viele Drogengangs gilt Mare als Rückzugsort vor der Polizei. Der „Regierung“ der teils schwer bewaffneten Gangs sowie der Drogenproduktion und dem -verkauf soll mit der Befriedung ein Ende gesetzt werden. Der Einsatz sei friedlich verlaufen, ließ ein Militärsprecher verlauten.

Am Wochenende patrouillierten in dem rund 5 Quadratkilometer großen Gebiet rund 2.700 Marineinfanteristen und Fallschirmjäger in der Favela, zeigten Präsenz und suchten nach Waffen und Drogen. Berichte von Festnahmen gab es bisher noch nicht. Die Streitkräfte sollen noch mindestens bis Ende Juli in der 130.000 Einwohner zählenden Favela bleiben, um für die nötige Sicherheit zu sorgen. Dabei dürfen sie auch Polizeiaufgaben übernehmen. Das WM-Finale steigt am 13. Juli in Rio de Janeiro.

Das Programm zur Befriedung von Armen- und Gangvierteln begann in 2008 und soll der Sicherheit der Fußball WM 2014 und der Olympischen Sommerspiele 2016 dienen. In den letzten Jahren wurden bereits 37 Favelas befriedet und teilweise permanente Posten der Militärpolizei installiert, die jedoch immer wieder von den Gangs angegriffen werden. Bei den Einsätzen kamen bis heute 16 Menschen ums Leben, davon 4 Polizisten. Zudem wurden 160 Gangmitglieder festgenommen. Von den Befriedungen sind insgesamt 1,5 Millionen Einwohner Rios betroffen und nicht alle sind glücklich über die bisweilen brachiale Initiative des Militärs. In Rocinha, Rios größtem Slum, müssen sich 20 Militärpolizisten für die Folterung, Verschleppung und mutmaßliche Tötung eines Bewohners während eines Einsatzes letztes Jahr verantworten.
Bild: dfactory (CC BY 2.0)

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