Deutschlands Finalegegner Argentinien – Messi que nada

Bereits zum dritten Mal kommt es zum WM-Finale Deutschland gegen Argentinien. Bis auf ein paar Glanzmomente durch Superstar Lionel Messi ist die Albiceleste spielerisch einiges schuldig geblieben. Hier sind die Gauchos im Teamcheck.

Das bisherige Turnier

Wenig Glanz, viel Effizienz: Der zweimalige Weltmeister Argentinien ist durch ungewohnt kühle Auftritte zum ersten Mal seit 24 Jahren über das Viertelfinale hinausgekommen und gleich ins Finale eingezogen. Wie 1990 geht es erneut gegen Deutschland. In der Vorrundengruppe F lebte das Team vom viermaligen Weltfußballer Lionel Messi, der gegen Bosnien-Herzegowina (2:1), den Iran (1:0) und Nigeria (3:2) insgesamt vier Tore erzielte. Danach war’s das aber für den Superstar. Im Achtelfinale gegen die Schweiz (1:0 n.V.), im Viertelfinale gegen Belgien (1:0) und im Halbfinale gegen die Niederlande (0:0 n.V., 4:2 n.E.) zeigte die Albiceleste taktisch geprägten Minimalistenfußball. Mit zwei Toren in der K.O.-Runde ein Finale zu erreichen, hat Seltenheitswert. Genauso wenige waren es 1990.

Die Stärken

Messi. Der Superstar des FC Barcelona trägt das Team mit seinen Ideen, auch wenn er in der K.O.-Runde noch ohne Treffer geblieben ist. Der 26-Jährige ist die ultimative Waffe in einer nominell gut besetzten Offensive (u.a. di Maria, Agüero, Higuain), die aber insgesamt enttäuscht hat. Der zweite Trumpf ist die engmaschige Defensive, in der es jedoch an ganz großen Namen fehlt. Dieses Manko macht das Team aber durch taktische Cleverness wett. Ebenfalls in petto: das hässliche Spiel. Hartes Einsteigen, Provokation und Theatralik gehören zum Repertoire der Albiceleste. Tenor: Alles für den Erfolg.

Die Schwächen

Spielerisch ist Argentinien einiges schuldig geblieben. Auch personell hat das Team einige Schwachpunkte. Keeper Sergio Romero etwa sitzt beim AS Monaco nur auf der Bank. Er ist zwar ein Elfmeterkiller, aber kein erstklassiger Torwart. Innenverteidiger Martin Demichelis ist in die Jahre gekommen, Mittelfeldspieler Lucas Biglia ebenfalls kein überragender Kicker. Kurzum: In jedem Mannschaftsteil hat Argentinien Defizite, aus denen ein Gegner Kapital schlagen kann. Auch die Bank ist schwächer besetzt als die der Deutschen. Hinzu kommt, dass die Einsätze von Angel di Maria und Sergio Agüero nicht sicher sind. Besonders ein Fehlen di Marias täte weh.

Der Trainer

Alejandro Sabella (59) ist am ehesten mit dem ehemaligen Bundestrainer Berti Vogts zu vergleichen. Beide sind eher stille, medienscheue und bescheidene Vertreter, die aber als große Fachleute gelten. Der viermalige Nationalspieler hat das Team 2011 übernommen und souverän nach Brasilien geführt. Ihm ist es zudem als erstem Trainer gelungen, die Stärken von Lionel Messi voll auszunutzen. Dabei nimmt Sabella ihn komplett aus dem Defensivspiel heraus und lässt ihn offensiv walten. Die Statistik belegt dies: Messi spult unter allen argentinischen Feldspielern mit Abstand die wenigsten Kilometer ab. Entscheidet er das Spiel, hat auch Sabella alles richtig gemacht.

Die Vorgeschichte

Im WM-Finale 1986 schlug Favorit Argentinien mit einem Diego Maradona in der Form seines Lebens die hartleibige deutsche Kämpfergeneration um Briegel und Förster verdient mit 3:2. 1990 hatte Deutschland mit Supertechnikern wie Häßler oder Littbarski und seinem Anführer Lothar Matthäus ebenso verdient mit 1:0 im Endspiel die Nase vorn. Nach den Vorleistungen geht auch anno 2014 das deutsche Team als leichter Favorit ins Spiel. Zuversicht darf aus der jüngeren Vergangenheit geschöpft werden: 2006 (5:3 n.E.) und 2010 (4:0) schickte Deutschland die Gauchos jeweils im WM-Viertelfinale heim. Der letzte Test vor zwei Jahren in Frankfurt ging allerdings 3:1 an Messi und Co. Bemerkenswert: Bereits am 3. September kommt es in einem lange vor dem Turnier vereinbarten Freundschafsspiel in Düsseldorf bereits zur Revanche.

Prognose

Der 7:1-Erdrutschsieg aus dem Halbfinale gegen Brasilien zählt nicht mehr. Deutschland muss das Finale angehen, als hätte man sich mit 1:0 ins Endspiel gewürgt. Argentinien wird im Gegensatz zu den letzten Gegnern Frankreich und Brasilien weniger Wert auf die Spielgestaltung legen. Das wird der Löw-Elf Schwierigkeiten bereiten. Ein Geduldspiel bahnt sich an. Zumindest das Publikum in Rio dürfte aufseiten der Deutschen sein, immerhin ist Argentinien der Erzrivale des Gastgebers. Deutschland hat die bessere Mannschaft, Argentinien aber den besten Einzelspieler. Dennoch wird Deutschland Weltmeister. Tipp: 1:0.

Video: Lionel Messi: Die Hoffnung eines ganzen Landes

[Dieser Artikel erschien zuerst auf www.aktives-abseits.de]

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